Über das Dach der Landeshauptstadt: Kleiner Mainzer Höhenweg

Ein Edelweiß als Wegzeichen im – aus alpiner Sicht – platten Hügelland Rheinhessens? Der Deutsche Alpenverein als Geburtshelfer und Wegbetreuer? Ja, das stimmt, denn dieser kurze Weitwanderweg ist sozusagen der ganz kleine Bruder des Mainzer Höhenweges in Tirol. Im Gegensatz zum großen Bruder führt der Kleine natürlich nicht über Dreitausender und nicht über Gletscher, und es braucht auch keine Trittsicherheit, um ihn zu begehen. Er hat zwischen Mainz-Laubenheim und Mainz-Mombach mit ganz anderen Reizen zu punkten, die sein hochalpiner Verwandter wiederum nicht aufweisen kann.
Der Startpunkt des Weges ist am Bahnhof in Mainz-Laubenheim. Bereits im Anstieg auf die Hochfläche bieten sich eindrucksvolle Ausblicke hinunter in das Rheintal. Oben angelangt, findet man sich in einem Meer aus Weinbergen, die den ersten Teil der Tour bestimmen. Oberhalb von Laubenheim, Bodenheim und Gau-Bischofsheim zieht sich der Weg ganz oben auf der Rheinterrrasse entlang, und immer wieder laden Bänke, Rastplätze und „Wingertsheisje“ zum Verweilen ein. Hinter Gau-Bischofsheim ändert sich die Landschaft; nicht jedoch die Weitblicke, jetzt weichen die Weinberge der Feldwirtschaft. Hat man Ebersheim passiert, senkt sich der Weg schnell in das Haybachtal, und er erreicht in der Senke Klein-Winternheim. Ebenso schnell ist man dem Tal wieder entstiegen und man gelangt jenseits der A 63 noch einmal in Weinberge, dieses Mal die, die zu den Weingütern Ober-Olms gehören. Hat man die Höhe „erklommen“, ist der Blick frei auf Mainz-Lerchenberg mit seinen Hochhäusern und den Gebäuden des ZDF. Und dazwischen, Gruß des sportlichen Teils der Landeshauptstadt, leuchtet rot die MEWA-Arena. Bald nach dem Alten Forsthaus Ober-Olm führt der Weg in den Ober-Olmer Wald. Schnurgerade durchläuft man dieses Naherholungsgebiet, um am nördlichen Ende abermals in eine andere Welt zu gelangen: Obst-Plantagen, soweit das Auge reicht und die sich noch immer fortsetzen, nachdem man den Obst- und Spargelort Mainz-Finthen an seinem westlichen Rand passiert hat. Noch bevor man die A 60 unterschreitet, ist der Lennebergwald erreicht, und nun folgen die Highlights Schlag auf Schlag: die Sieben Weiher, Bernhardsborn, Schloss Waldhausen, Lennebergturm. Die Wege und Pfade sind oft zuckersandig und lassen die Nähe des Mainzer Sandes erahnen. Der Wald ist sich selbst überlassen und urig; was umgefallen ist, bleibt liegen, zerfällt, wird zersetzt und aufgefressen. Schließlich entlässt einen der Wald zwischen Golfplatz und Waldfriedhof Mainz-Mombach, und an gleichnamiger Bushaltestelle ist man am Ende der Tour über das Dach der Landeshauptstadt angekommen.
Hinweise und Tipps: Die offizielle Wegstrecke des Kleinen Mainzer Höhenweges beträgt 31 Kilometer und ist in drei Etappen eingeteilt, wobei die jeweiligen Start-/Zielorte Mainz-Laubenheim, Mainz-Ebersheim, Altes Forsthaus Ober-Olm und Waldfriedhof Mainz-Mombach sind. Die Wegmarkierung ist ein weißes Edelweiß auf grünem Grund. Der Weg ist in beide Richtungen sehr gut ausgeschildert; ebenso gibt es beschilderte Zuwege, z. B. von Mainz-Lerchenberg und am Ende zum Hauptbahnhof in Mainz (immer weißes Edelweiß auf gelbem Grund). Der Weg ist aufgrund der zumeist breiten Forst- und Wirtschaftswege ganzjährig begehbar, sollte jedoch bei großer Hitze (weite schattenlose Abschnitte) oder Glatteis (steile An-/Abstiege) gemieden werden. Alle Etappenorte sind bequem mit dem ÖPNV und/oder PKW zu erreichen. Zwischen Start- und Zielort besteht eine direkte ÖPNV-Verbindung mit der Busliniee 80 der Mainzer Mobilität. Einkehrmöglichkeiten gibt es in allen Ortschaften am Weg und am Lennebergturm.