Breakout Sessions: Wandern und Biken auf Teneriffa

Hätte man mir Mitte Januar noch erzählt, dass ich im Jahr 2021 die nächste große Auszeit von Deutschland nehmen würde, mitten im pandemischen Winterlockdown, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht. Eine Woche später chille ich mit meinen Mitbewohnern im Wohnzimmer. Wir haben gerade ein Telefonat mit einer Freundin beendet, die auf La Gomera ist. Sie wirkte sehr gelöst, trug ein T-Shirt und kurze Hosen, im Hintergrund schwappte träge der Atlantik ans Ufer. Mein Mitbewohner dreht faul seinen Kopf in meine Richtung und sagt: "Julia, schau doch mal nach Flügen nach Teneriffa." Ich schaue ungläubig zurück, mein Kopf sucht nach einer guten Entgegnung, warum diese Idee absoluter Quatsch ist, ein Gefühl der Überforderung, dann der Leere macht sich breit, bevor ich sage: "Wir können doch nicht einfach abhauen!" Doch, können wir. Zwei Wochen später sitzt nicht nur fast meine komplette WG in einer S-Bahn zum Flughafen, sondern außerdem vier weitere Freunde, von denen eine gebürtig aus Teneriffa kommt und uns über ihre Mutter eine absolute Traum-Finca organisiert hat. Auf Teneriffa erwartet uns die Freundin aus Gomera bereits in unserem neuen Zuhause. Wir werden immer wieder Besuch von weiteren Menschen erhalten, sodass wir zeitweise bis zu 15 Leute sind. Ich habe zu Beginn vor, etwa sechs Wochen zu bleiben. Als diese verstrichen sind, buche ich den ersten Rückflug für in einem Monat. Auch diesen werde ich noch einmal verschieben, sodass ich am Ende erst Mitte Mai wieder zurück nach Deutschland komme.Die Vorbereitungszeit ist weniger hektisch als gedacht. Ich stelle fest, dass es so gut wie nichts zu organisieren gibt, weil das Leben in München sowieso stillsteht. Meine Arbeit kann ich von überall verrichten, meine Freunde sehe ich auch nur virtuell und spannende Events finden keine statt. Einzig mein Zimmer möchte ich untervermieten, was mir trotz der geringen Vorlaufzeit gelingt. Und: Ohne Mountainbike werde ich garantiert nicht auf die Kanaren fliegen. Über eBay Kleinanzeigen organisiere ich eine Fahrradflugtasche. Dann heißt es nur noch packen und losfahren. Manche Abenteuer beginnen auch mal ohne Stress.Ich hatte die Kanaren bis zu meinem Lockdown-Breakout immer als Rentnerparadies abgestempelt. Dies mag zu normalen Zeiten auch stimmen, wenn die Kreuzfahrtschiffe und Billigreisen die Insel mit Horden von sonnenhungrigen Pauschaltouristen in beige überfluten. Im Winter 2021 war davon kaum etwas zu spüren. Die einzigen, die sich hierher wagen trotz strikter Reisevorschriften, scheinen es wirklich zu wollen und bringen eine entsprechende Reise- und Entdeckerlust mit. Natürlich liegt auch unsere bunte Truppe oft am Strand und erfreuet sich an den milden Temperaturen, doch gehen wir auch viel in die Natur und können uns kaum sattsehen an der Schönheit Teneriffas. Auf Teneriffa werde ich weniger mountainbiken als gedacht, dafür aber mal wieder so richtig zum Wandern kommen. Die Insel ist unglaublich vielseitig: Surreale Marslandschaften auf der Hochebene, die den dritthöchsten Inselvulkan der Erde, den Teide, umgibt, undurchdringliche Lorberwälder, in dessen Zweigen ein dichter Nebel hängt, vom ariden Süden zum dschungelgrünen Norden, dazu der azurblaue Atlantik mit seinen schwarzen Lavasandstränden – welcher Outdoorfan kommt hier nicht auf seine Kosten?Diese Collection ist eine Sammlung aus Wander- und Mountainbiketouren, die ich bis zu meiner Abreise nach La Palma unternommen habe. Von der absoluten Königstour auf den Teide bis hin zur entspannten Kennenlernrunde meiner neuen Umgebung auf dem Mountainbike ist alles dabei. Ich wünsche dir viel Spaß beim Nachwandern oder -fahren!